Fällt das Wort Shitstorm, läuten bei all den Social Media-, Kommunikations- und PR-Beratern sofort alle Alarmglocken. Shitstorms sind gefährlich und müssen bekämpft oder besser noch verhindert werden. Davon hängt faktisch das Überleben des Unternehmens ab!

So klingt es allerorten und immer mehr Leute schließen sich dieser Meinung an.

Aber sind Shitstorms wirklich so gefährlich?

Schauen wir uns doch mal die etwas größeren Shitstorms der letzten Jahre an.

2010 – der Shitstorm im Rahmen der Chefticket-Aktion der Deutschen Bahn auf Facebook

Wie haben damals alle „Experten“ die DB dafür gerügt, daß sie die Shitstormer praktisch ignoriert hat. Von einem PR-Desaster war die Rede! Und ganz ehrlich? Damals wie heute hat die DB alles richtig gemacht. Gegen all die Shitstormer hätte sie eh keine Chance gehabt und letztlich hat die Bahn durch dieses „PR-Desaster“ 140.000 Chefticket a 25 Euro verkauft, d.h. sie hat über Facebook Umsätze von 3,5 Millionen Euro reingeholt! Da wünscht man sich doch jede Woche ein PR-Desaster, wenn das die Auswirkungen sind.

2012 Ing-Diba – Aufstand der Vegetarier

Ich respektiere Minderheiten, egal ob sie nun Vegetarier, FDP-ler oder Latex-Fetischisten sind. Allerdings sollten diese Minderheiten auch versuchen die andere Seite zu verstehen und zu akzeptieren. Das war hier nicht der Fall. Die Auswirkungen für die Ing-Diba? Gering bis vernachlässigbar. Sicher haben paar einzelne Leute daraufhin vielleicht ihr Konto bei der Ing-Diba gekündigt, aber andere werden dadurch auch zur Ing-Diba gewechselt sein. Auch habe ich nicht davon gehört, daß die Ing-Diba durch diesen Shitstorm auf ihrer Facebookseite dazu gezwungen war staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viel Lärm um Nichts!

Ich könnte so weiter machen. Jack Wolfskin, Euroweb und wie sie alle heißen, die großen und kleinen Fälle. Niemand, aber wirklich niemand, hat dadurch einen nachhaltigen Schaden davon getragen. Viele dieser Fälle kommen nämlich aus dem kleinen Kreis der aktiven Social Media-Nutzer nicht heraus. Befragt man Leute außerhalb des Netzes, und ich rede hier nicht von Oma und Opa, so erntet man häufig nur fragende Blicke. Selbst bei Studenten, vor denen ich vor kurzem zum Thema Shitstorms referierte, kannten nur wenige überhaupt die hier genannten oder andere Fälle. Noch krasser: von rund 50 Studenten nutzte NIEMAND aktiv Twitter! Dadurch bekommen viele gar nicht mit was gerade so abgeht.

All die „Experten“ meinen, daß jeder auch alles genauso mitbekommt, wie sie es tun. Das nenne ich jetzt aber einfach mal Betriebsblindheit, denn noch immer wird Twitter nur von einen zu vernachlässigenden Bruchteil der Bevölkerung in Deutschland genutzt und auch auf Facebook interessieren sich viele einfach nur für sich und ihre dort auch vorhandenen privaten Kontakte.

Ein Shitstorm ist weder ein „Sturm“ oder gar „Orkan“ und noch lange kein „Desaster“. Also bitte locker bleiben!

Gefährlich wird es frühestens dann, wenn ein Shitstorm es schafft sich außerhalb des Internets festzusetzen. Das hat man erlebt als zu Boykottaufrufen von Schlecker aufgerufen wurde. Das Ergebnis wird uns gerade in diesen Tagen präsentiert. Das hat man auch bei der Casa Guttenberg erlebt, wobei letzterer auch jetzt nicht am Hungertuch nagen muß. Reine Internetshitstorms waren und sind aber in so gut wie allen Fällen ohne nachhaltige Folgen geblieben. So realistisch sollte man wirklich mal an die Sache rangehen.

In diesem Sinne: einfach locker bleiben!

Von admin

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