Diese Woche stellte Facebook auf einer Pressekonferenz die neue Graph Search, eine Suchfunktion innerhalb von Facebook, vor.
Liest man manche Blogbeiträge dazu, könnte man sonstwas denken. Interessant auch wie man einer gleich ausführliche Empfehlung für Unternehmen gibt ohne selbst bisher die neue Suchfunktion getestet zu haben.
Ich betrachte die neue Suchfunktion, die bisher nur wenigen hunderttausend Facebookusern aus dem englischen Sprachumfeld zur Verfügung steht, mit einer gewissen Zurückhaltung.
Die neue Graph Search bietet die Möglichkeit nach Freunden aus meiner Stadt zu suchen, die auch gerne vegetarisch essen oder gerne Handball spielen. Toll, aber eines vergessen viele dabei: der Durchschnittsfacebooknutzer nutzt die Plattform zum Austausch mit seinen echten Freunden, Verwandten usw. und da brauchen die Nutzer Facebook nicht dafür zu befragen, denn von seinem privaten Umfeld weiß man auch so, wer welche Vorlieben, Hobbies oder sonstige Neigungen hat.
Wie und ob die Facebooknutzer auf die neue Suchfunktion anspringen, bleibt eh erstmal noch offen und zur Auswertung gelangen auch nur freigegebene Daten.
Interessanter könnte es für Firmen werden, die besser auf Facebook gefunden werden wollen. Hierzu hat Malte einen recht interessanten Artikel geschrieben, doch auch hier bleibt abzuwarten ob die Nutzer die Facebooksuche auch in dieser Form verwenden, sonst bringt auch das beste Facebook SEO nichts.
Kopfschütteln entlocken mir auch so Aussagen Facebook greife mit der neuen Suche Google an. Ich denke bei Google kommt man ob dieser Aussage nicht aus dem Lachen heraus. Erinnern möchte ich auch an Aussagen, Facebook würde Dienste wie Foursquare plattmachen, als sie die Checkin-Möglichkeit einführten. Was passierte tatsächlich? Genau, Facebook ging damit sang- und klanglos unter und Foursquare blieb weiter der Primus in diesem Segment.
Wir dürfen nicht vergessen, weshalb der DURCHSCHNITTSUSER Facebook besucht, nämlich um mit seinem Freundeskreis zu kommunizieren. Die meisten aber, die hier Blogbeiträge zur Facebook Graph Search verfassten, sind keine Durchschnittsuser. Das gleiche Problem erlebt man doch bei Usabilitytests von Webseiten immer wieder: der normale Nutzer klickt selten dahin, wo man es als „Fachmann“ eigentlich erwarten würde. Genau dieses Problem dürfte auch hier auftauchen. Der normale Nutzer kommt nicht auf den Gedanken so speziell nach Restaurants, Hotels oder oder oder zu suchen.
Noch etwas sollte man nicht außer Acht lassen. Es nützt mir als Nutzer auch nichts wenn fünf meiner Freunde ein bestimmtes Restaurant toll finden, weil es dort u.a. ganz tolle Fischgerichte gibt, ich selbst aber gar keinen Fisch esse. Man ist ja nicht nur mit Leuten befreundet, die 1:1 den gleichen Geschmack haben. Ich selbst habe auch Vegetarier in meinem Bekanntenkreis, würde selbst aber nie dauerhaft auf Fleisch verzichten wollen.
Also, die Facebook Graph Search bietet sicherlich einige interessante Möglichkeiten. Ob sie aber bei den Nutzern auch in diesem Umfang ankommt und genutzt wird, wird die Zeit erst noch zeigen müssen. Sie wird aber weder Google arbeitslos machen und Unternehmen mit schlechten Produkten oder schlechtem Service werden so auch nicht im positiven Sinne populärer. Somit erst einmal abwarten und Tee trinken.