Starten Unternehmen oder Agenturen Anfragen bei Bloggern zwecks etwaiger Kooperationen, dann ist eine der ersten Fragen an die Blogger häufig „Wie viele Besucher hat dein Blog?“. Dies ist dann häufig mit ein Grund ob man mit dem Blogger kooperiert oder nicht.
Dabei gibt es eigentlich keine sinnlosere Frage als diese. Warum das so ist, versucht dieser Beitrag zu erklären.
Besucherzahlen sind nicht alles
Blogger X hat also 9.000 Besucher im Monat. Wow, auf den ersten Blick klingt die Zahl recht hoch, doch schon beim zweiten Mal drauf schauen ergeben sich daraus im Durchschnitt nur noch 300 Besucher pro Tag. Aber 300 (zusätzliche) Leser des Blogbeitrags sind ja auch nicht schlecht, denkt sich die Agentur. Stimmt, aber der zu entstehende Beitrag wird die Zahl wohl eher nicht erreichen, oder doch?
Rechenbeispiele – und plötzlich sind es viel weniger Leser
Eine Frage die eher selten gestellt wird, ist „Wie viele Blogbeiträge hast du bereits geschrieben?“. Doch ist diese Frage gar nicht so unwichtig. Blogger X hat 100 Beiträge bereits geschrieben. Hmm, also 100 Beiträge locken täglich 300 Leser an. Macht im Durchschnitt 3 Leser pro Beitrag und Tag. Im Monat(!) kommt ein Blogbeitrag daher auf ca. 90 Leser. Ja, setzt aber noch was voraus, nämlich das jeder Blogpost gleich viele Leser abbekommt. Das ist aber faktisch nie der Fall. Irgendeiner ist da meist ein Ausreißer nach oben. Und der hat alleine schon mal 150 Leser am Tag. Führt dann dazu, daß sich die restlichen 99 Beiträge 150 Besucher aufteilen müssen. Na, merkt ihr was? Genau, es bleiben nur noch 1,5 Leser pro Tag und Beitrag übrig – auf den Monat hochgerechnet sind es plötzlich 45 Leser je Beitrag. Vielleicht verlagert sich das Verhältnis sogar noch mehr hin zu einen oder zwei herausragenden Beiträgen und der Rest bekommt noch weniger ab. Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß der angebahnte Blogpost auch so herausragend wird?
Wie erkennt man den potentiellen Erfolg von Bloggerrelations?
Es ist schwer den Erfolg der Zusammenarbeit mit einem Blogger, oder sagen wir doch lieber Influencer, abzuschätzen. Unabhängig von den Besucherzahlen sollte man noch andere Dinge mit kalkulieren. Das sind dann auch Dinge, die man nicht in Zahlen fassen kann. Zum Beispiel sollte man abchecken wie sehr der Influencer selbst von dem Produkt überzeugt ist. Würde er es auch ohne Kooperation weiter empfehlen? Spricht der Influencer auch offline darüber oder auch ohne oder mit Hinweis auf den Blogpost auf anderen Kanälen darüber? Wie groß sind seine anderen Kanäle UND wie aktiv ist er dort und wie groß sind die Reaktionen auf seine dortigen Beiträge, denn nur reine Followerzahlen (inaktiver Follower) sind auch wertlos.
Steht der Influencer dahinter?
Auch nicht ohne: wie ranken die Blogposts des Influencer wenn man nach den Produktnamen sucht? Vielleicht gibt es da auch nur ein geringes Suchvolumen, doch genau die Leute die danach suchen haben ein gestärktes Interesse an genau diesem Produkt und treffen unter Umständen ihre Kaufentscheidung dann nach der Lektüre des Blogbeitrags. Da ist es dann einfacher diese Leute via des Blogposts abzuholen als andere die bisher gar nichts drüber wussten positiv davon zu überzeugen. Letztlich zahlt so ein Beitrag auch mit auf die Marke ein, ist er doch letztlich lediglich PR.
Und natürlich sollte sich jeder vorab auch intensiv mit dem jeweiligen Blog auseinandersetzen. Besteht es überwiegend aus gekauften Werbebeiträgen wo hochtrabend über alles Mögliche geschwärmt wird, nur weil man es kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hat? Dann bitte eher die Finger von diesen Leuten lassen, denn diesen Bloggern geht es lediglich darum möglichst viel kostenlos abzugreifen, nicht um das Produkt selbst. Dann lieber mit Bloggern Kooperationen aufbauen, die eher selten Kooperationen eingehen, dafür dann aber gemeinsam etwas vernünftigen aufbauen, was zum Blog und der jeweiligen Marke passt.
Fazit: bei der Auswahl von Kooperationspartner ist auf vieles zu achten und die reinen Besucherzahlen eines Blogs haben eine Aussagekraft wie die eines Blatt Papiers. Also ruhig etwas detaillierter schauen oder sich fragen: wenn ich den ständige in meiner Timeline lese oder bei Google finde, dann andere sicher auch und dann dann passt es. Besucherzahlen hin oder her.